Stand up for love (standupforlove) – Demonstration der Hochzeitsdienstleister in Deutschland am 09. Juni 2020

Zuallererst möchte ich klarstellen, dass ich weiß, dass Corona tödlich enden kann und gefährlich ist. Und dass man es nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Genau das tue ich definitiv nicht. Gerade weil ich zwei Risikopatienten (meine Eltern) vor Augen habe, wo alles, was mit dem Virus zu tun hat, evtl. tödlich enden könnte. Dieser Gefahr möchte ich meine Eltern nicht aussetzen. Auch mich selber und meinen Partner nicht. Und selbstverständlich auch niemanden sonst. Behaltet das bitte während des gesamten Blogartikels im Hinterkopf!

**********

Wer mich kennt, weiß, dass ich absolut kein politisch engagierter Mensch bin. Eigentlich…

 

Uneigentlich wurde es langsam Zeit mit meinen 54 Jahren. Und so engagierte ich mich aktiv in zwei Aktionen – zum einen bei einer Petition meines Traurednerkollegen Thorsten Friedrich, in der wir Vorschläge für mögliche private Feiern wie Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Beerdigungen usw. machten und wie wir denken, dass es funktionieren könnte. Knapp 800 Unterschriften konnten wir dafür sammeln und dafür möchte ich von Herzen „Danke“ sagen. Die Petition sollte eine Möglichkeit bieten, mit der Politik ins Gespräch zu kommen.

 

Petition für Hochzeiten in Corona-Zeiten

Meine zweite Aktion war gestern die Hochzeitsdienstleisterdemo von #standupforlove, bei der ich persönlich und in erster Reihe dabei war. Weil es richtig und wichtig ist. Warum war es das?

 

Die große Hochzeitstafel auf dem Marienplatz am 09.06.2020 bei standupforlove

 

Jeder, der mir auf dem einen oder andren Kanal folgt, weiß, dass ich Hochzeitsdienstleisterin aus und mit verdammt viel Leidenschaft  bin. Ich liebe es meine Brautpaare glücklich zu machen. Und so geht es all meinen ganzen Dienstleisterkollegen. Ich bin so dankbar,  dass ich dieses Jahr bereits Januar bis Mitte März einige Hochzeiten hatte, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Denn was nach Mitte März passiert ist, konnte sich niemand vorstellen. Dieses Coron oder Covid-19, also dieses Virus Sars-CoV-2, legte das gesamte Leben in unserem Land still. Keine Hochzeiten mehr. Keine Beerdigungen. Nur noch das, was sein musste. Aber das brauch ich euch ja gar nicht zu erzählen. Wir wissen es alle, denn wir sind ja noch mittendrin in dieser Pandemie. Und ich bin überzeugt, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis wir wieder einigermaßen „normal“ leben werden. Wobei dieses „normal“ uns nur normal erscheint, weil wir es eben bis Mitte März so gewohnt waren. Der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier.

 

Klar, die Politik wollte helfen und so wurde ein Soforthilfeprogramm aus dem Boden gestampft. Danke dafür. *ironieon* Aber auch danke dafür, dass die ganzen Soloselbständigen, die eben kein Büro, keinen Firmenwagen und keine großartigen festen Betriebsausgaben haben, sich darin wiederfinden durften. *ironieoff* *nochmalironieon* Genauso wie in der Bundeshilfe. *nochmalironieoff* Denkste, wir kleinen (Solo)dienstleister wurden komplett aussen vor gelassen. Für die wenigsten gab es einen einzigen Cent. Aber die tolle Aussage, dass wir uns ja bei Hartz 4 melden können, schließlich hätte man extra die Aufnahmekriterien vereinfacht. Sorry, aber als Selbständiger 100 Seiten ausfüllen, um danach festzustellen, dass der mit einem lebende Partner, der ca. 2.000 Euro netto verdient, zu viel verdient und man eben kein Geld bekommt. Das ist doch nur Verarsche. Entschuldigung für meine harten Worte.

 

Veranstaltungen sind „gestorben“ bis 31.08.2020. Keine Messen, keine Konzerte, keine Volksfeste, keine Privatfeiern. Das bedeutet für die Veranstaltungsbranche monatelang einen Umsatz von 0,00 Euro, dafür aber weiterlaufende Kosten von vielen Hunderten und Tausenden von Euros pro Monat. Womit sollen wir das auffangen? Wir Dienstleister haben Geld auf die Seite gelegt, damit wir in der Rentenzeit von etwas leben können. Und nicht, damit wir jeden Cent davon derzeit in unser Unternehmen und die monatlichen Kosten reinbuttern. Die kleinen Dienstleister, die vielleicht eben auch nicht wirklich Geld auf der Seite haben, sind die großen Verlierer. Sie kämpfen ums Überleben. Unheimlich viele der Solodienstleister sind von einer Insolvenz bedroht. Dafür haben sie sich sicher nicht selbständig gemacht und die letzten Jahre niemandem auf der Tasche gelegen, sondern für sich selber gesorgt. In jeder Hinsicht.

 

Aber zurück zu uns Hochzeitsdienstleistern. Denn darum soll es ja heute gehen. Wir gehören auch in die Veranstaltungsbranche. Und  heiraten ist zwar erlaubt, aber wie, wenn wir mal ehrlich sind. Standesamtlich ist in meinen Augen auch möglich, wenn man danach nur kurz Essen geht. Schön getrennt, mit nur zwei Haushalten an einem Tisch. Mit Abstand und abgesehen vom „Am-Tisch-Sitzen“ muss die Mund-Nasen-Schutzmaske getragen werden.  Da mag das noch alles funktionieren. Aber nicht bei einer Feier, bei der alle Familienmitglieder und die Freunde eingeladen sind. Abgesehen davon, dass das ja hier in Bayern auch noch gar nicht erlaubt ist.

 

Und da es derzeit keine wirklichen Äußerungen der Politik bezüglich privater Feiern wie Hochzeiten gibt, war es Zeit etwas zu tun.  Für uns Dienstleister und für die Brautpaare. Standupforlove eben.

 

Die Initiative und das Konzept wurde in Hamburg vor einiger Zeit gestartet von beyond tales & Ankatrin Andresen und wurde eben am 09.06.2020 weitergeführt deutschlandweit in Kooperation mit dem Bundesverband der Hochzeitsdienstleister. Deshalb sich gestern an 11 Standorten in Deutschland ca. 500 Hochzeitsdienstleister und demonstrierten still, mit Beachtung der Abstandsregelungen (wurde auch genau nachgemessen), ohne Gäste, aber einsatzbereit, und machten auf die Hochzeitsbranche aufmerksam. Im Vorfeld wurde wenig dafür nach außen kommuniziert, da man nicht riskieren wollte, dass mehr wie die derzeit in Bayern erlaubten 50 Akteure anwesend sind. Aber wir Hochzeitsdienstleister sind gut vernetzt, so dass wir eben zu fünfzigst waren. Vertreter von Verleihfirmen, Dekorateuren, Cakedesignern (Hochzeitstorten, falls jemand nicht weiß, was gemeint sein könnte), Musikern, Papeteriedesignern, Brautmodenläden, Locations, Cateringunternehmen, Traurednern, Hochzeitsplanern, Make-Up-Artists, Floristen und vielem mehr, trafen sich morgens um acht Uhr und bauten eine lange Hochzeitstafel auf. Eingedeckt für 60 Gäste. Mit Blumen, Torte, Kerzen und was so noch zu einer tollen Hochzeit gehört. Hand in Hand ging der Aufbau. Auch durch Dienstleister, die mit sowas normal nix am Hut haben. Kurz vor halb 10 waren wir fertig. Währenddessen wurden wir schon immer wieder von Passanten gefragt, was das denn wird. Und nicht vielen war bewusst, dass wir alle derzeit nicht arbeiten können. Oder dass wir eben nicht ehrenamtlich und umsonst arbeiten. Dass wir im Regen stehen gelassen wurden. Wie passend gestern doch das Wetter in München war. Es regnete nämlich. Und immer wieder erklärten wir unseren Slogan standupforlove.

Ja natürlich, es ging in erster Linie darum, dass wir Dienstleister der Hochzeitsbranche endlich einmal überhaupt realisiert werden. Denn in der Politik ist noch lange nicht angekommen, dass es sich um einen riesigen Betrag an Umsatz handelt, der von uns erwirtschaftet wird. Dank der Brautpaare, die für den oder einen der hoffentlich schönsten Tage ihres Lebens viel Geld ausgeben, damit er eben genau so ist, wie sie ihn sich vorstellen. Aber die dürfen eben grad nicht so feiern,  wie sie sich das vorgestellt hatten. Deswegen kommen täglich Absagen oder Verschiebungen in unsere Postfächer. Und so sind wir Dienstleister zum Nichtstun verdonnert. Wobei das so ja nicht stimmt. Wir sind grad Tränentrockner, Kalenderjongleure, Terminschubser, Motivationsleitbilder, Lächeln-Zeiger, Mutmacher für unsere Brautpaare. Ich habe von Mitte März bis heute sicher die doppelte Anzahl an Mails oder WhatsAppNachrichten mit meinen Brautpaaren getauscht, wie sonst üblich. Trotzdem bin ich immer gut drauf. Nach außen. Mich zerreisst es genauso. Ich habe Tage, da fühle ich mich rotzalleine. Da kann ich nicht mehr. Ich habe mich doch nicht vor knapp zwei Jahren entschieden meine Leidenschaft zu leben, damit ich eben nichts mehr tue. Im Moment „tue“ ich genau eines. Wie ganz viele meiner Dienstleisterkollegen der Hochzeitsbranche bzw. Veranstaltungsbranche. Ich stehe mit dem Rücken an der Wand.

 

DAS ist der Grund für ein #standupforlove. Der Grund für MEIN standupforlove.

 

Wer mich kennt, der weiß, dass ich eine Stehauffrau bin. Mich wirft nichts so sehr um, dass ich lange liegen bleibe. Ich habe immer einen Plan B oder C in der Hand. Hab ich als Hochzeitsplanerin und auch als Traurednerin schon mehr wie einmal gebraucht. Und in meinem normalen Leben auch. Und trotzdem geht es mir grad nicht gut. Auch wenn ich lächle. Dazu bin ich viel zu sehr positiv eingestellt. Auch wenn ich von „Freunden“ angegriffen werde, dass es in Zeiten von Corona absolut unverantwortlich ist zu demonstrieren. Und dass sie dafür absolut kein Verständnis haben. Wegen mir dürfen sich diese „Freunde“ gern aus meinem Leben verabschieden. Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, für das was ich tue. Und auch andre „Kollegen“ greifen mich und uns (also all diejenigen, die etwas ändern wollen an dem derzeitigen Zuständen) an mit den folgenden Worten „Und dann kommen zu allem Hochzeits-Elend noch Hochzeitsdienstleister aus dem Busch gesprungen und erfinden den Hashtag ’saytheday. …. Aber nein, andere Hochzeitsdienstleister perversieren es aktuell und fordern, den Mindestabstand für Hochzeiten abzuschaffen. … Nun dachte ich, dass es mit der „wir-sind-gegen-den-Mindestabstand-auf-Hochzeiten-Irrsinn“ gewesen wäre. Ich hatte mich geirrt. Ich bin fassungslos, wie man Dinge noch schlimmer machen kann. Heute gibt es deutschlandweit in verschiedene Städten eine Demo. Eine, wie es ein Kollege so schön sagte „selbstmitleidige“. Angeblich geht es um Liebe, in Wirklichkeit nur um den eigenen Umsatz. Und das in einem Land, in dem niemand auf der Strecke bleibt. …“

 

Sorry… bleibt gern auf eurem hohen Ross. Wenn ihr Glück hattet und all die nicht wirklich vorhandenen Hilfen nicht braucht, dann ist es wirklich toll für euch. Aber der Masse geht es eben nicht so. Und  ja, wir Hochzeitsdienstleister sind im Namen der Liebe unterwegs. Und ja, umsonst machen wir das nicht. Und ja, jeder ist sich selbst auch am nähesten.

 

Deswegen war ich dort gestern… STANDUPFORLOVE

Die Hochzeiterin Michaela Burch auf der standupforlove am 09.06.2020 in München

 

Danke an das Engagement und das Herzblut, was die Aktion gekostet hat :-)

Danke an:

INITIATIVE / KONZEPT:

@beyond_tales_ , @ankatrinandresen, @bv.hochzeitsdienstleister

ORGA-TEAM AKTION BAYERN:

@myprettywedding.de; @doreenwinking

FILM:

@redanvil_pictures

FOTOS:

@larocca_photo, @die7.wolke_by_katerina_kepka

SUPPORTER AKTION:

@myprettywedding.de, @alles_klar_muenchen, @lovely_table_for_you, @innawiebe_com, @classyflowers_muenchen, @larocca_photo, @die7.wolke_by_katerina_kepka

STELLVERTRETER FÜR DIE GESAMTE HOCHZEITSBRANCHE:

@mojo_pin_music, @annablumtritt, @wedd.ingperfection, @alles_klar_muenchen, @lovely_table_for_you, @innawiebe_com, @classyflowers_muenchen, @larocca_photo, @die7.wolke_by_katerina_kepka, @carolinritterweddings, @erwin_riegler, @ohyesconceptweddings, @sasch.management, @petrafritzihennemann, @heylovebridal, @sweetdiva_tortencouture, @alexavonharder, @peppikalteis, @kittyfriedphotos, @felicitasbrunnermakeup, @dekomoments.de, @jennygrey.design, @mrsright_hochzeitsplanung, @smartwedofficial, @a_wedding_wish_chiemsee, @DeeJGallo, @zucker_alm,
@farinadeutschmann, @diehochzeiterin, @particular_moments_trauungen, @Mona_und_reiner, @adrianplanitz, @anna_schulz_weddings, @dreampiccom, @ebrus_kitchen, @Ninananu_17