Heiraten während Corona

Nach einer Trauung mit Die Hochzeiterin

Liebe Brautpaare,

 

sehnsüchtig habe ich als freie Traurednerin – und ganz bestimmt auch ganz viele von euch – auf die letzten Pressekonferenzen gewartet. Gehofft hab ich… Gehofft auf Lockerungen, auf erlaubte Hochzeiten, auf ein „normales“ Leben. Ich wollte doch unbedingt spätestens im Juni wieder meine Brautpaare glücklich machen. Ich wollte, dass Corona nicht unser aller Leben immer noch beeinflusst. Ich wollte endlich wieder (ver-) Heiraten und das trotz Corona.

Fotocredit: https://www.fotoundliebe.de/

Und was passierte? Wenig. Leider.

 

Auf der einen Seite bin ich froh darüber. Gerade, wenn ich meine Eltern anschaue. Beide über 80, beide krank, beide Risikopatienten. Da bin ich froh über jede Schutzmöglichkeit, über jeden, der mit Maske beim Einkaufen ist. Auch wenn ich an mir feststelle, dass ich die Luft anhalte, wenn jemand dichter an mir vorbeigeht. Egal, ob mit Maske oder ohne. Ich weiß, dass das Corona-Virus tödlich sein kann. Und ich nehme es definitiv nicht auf die leichte Schulter. Heiraten und Corona nehme ich ebenfalls nicht auf die leichte Schulter. Auch wenn man mir das ab und an nachsagt. Corona ist nicht einfach nur ein Schnupfen.

 

Auch wenn dieses Virus mich und sehr viele Kollegen echt an den Rand der existenziellen Krise befördert. Weil wir eben in dem Monaten Mai bis Oktober normal unseren ganzen Jahresumsatz verdienen (müssen). Und wir vor Corona aus dem Winterloch kamen und eben keine oder wenige Reserven noch vorhanden waren.

 

Aber egal, soll heute nicht um dieses Thema gehen. Sondern um Äußerungen u.a. von Herrn Söder und Beschlüsse in Deutschland und unserem Nachbarland Österreich. Welches ja auch für uns Bayern immer so als Vorreiter galt, was die Entscheidungen bzgl. Corona betraf.

 

Also fragte ich gestern bei einer Tiroler Hochzeitsplanerkollegin, wie es denn jetzt mit den Veranstaltungen dort aussieht und sie schickte mir die Novelle der Covid-19-Lockerungsverordnung zu.

 

Und so entschied Österreich eben, dass ab dem 29. Mai wieder Hochzeiten und Begräbnisse mit 100 Leuten maximal stattfinden dürfen.
Aber mit folgenden Sicherheitsregeln:

  •  In geschlossenen Räumen gibt es keine Maskenpflicht, wenn es zugewiesene Sitzplätze gibt und ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden kann. Wenn das nicht möglich ist, herrscht Maskenpflicht. Lediglich draußen gibt es keine Maskenpflicht. Aber trotzdem Mindestabstand.
  • Die Anzahl der Tischgäste ist auf vier Erwachsene plus deren (im Haushalt lebenden) Kinder pro Tisch beschränkt – oder auf Personen, die gemeinsam in einem Haushalt leben. Zu jedem weiteren Tisch ist ein Meter Abstand zu halten. Und das wahrscheinlich, wie bei uns in Bayern von Rücken zu Rücken.
  • Auf der Tanzfläche gilt: Beim Tanzen ist gegenüber Personen, die nicht im gemeinsamen Haushalt leben ein Abstand von mindestens zwei Metern einzuhalten. Insofern ist ein gemeinsames Tanzen nur mit Personen möglich, die im gemeinsamen Haushalt leben. Oder man tanzt eben alleine.
  • Die Gastronomie darf derzeit bis 23:00 Uhr öffnen.

 

Gestern Abend war dann im bayrischen Fernsehen „Jetzt red i“ mit Markus Söder. Und so ziemlich zum ersten Mal kam er wirklich auf private Feste zu sprechen. Auf Heiraten mit Corona. Für ihn sind Distanz, Masken tragen und Hygiene(konzepte) das A und O. Für ihn wird sich die Sachlage erst ändern, wenn ein Medikament oder ein Impfstoff vorhanden ist. Mit anderen Worten: Ohne einen Durchbruch beim Impfstoff oder Medikament, bleibt es auch bei der Maskenpflicht in Bayern. Für ihn sind gerade solche Feiern eine Herausforderung. Und sind wir doch mal ehrlich: sooo schnell wird das sicher nix mit einem Impfstoff. Auch wenn ganz viele Firmen mit Hochdruck dran arbeiten. Ich rechne dieses Jahr nicht damit.

 

„Man hätte ja bei dem Gottesdienst in Frankfurt und dem Restaurant-Besuch im Landkreis Leer gesehen, wie unheimlich schnell es wieder gehen würde. Heimtückisch wäre dieses Virus. Und eine Feier wären die schwierigste Form der Abstandshaltung. Erst wenn die Zahlen nach Pfingsten und den ersten Urlauben stabil sind, wird sich die Politik über private Feiern Gedanken machen. Was eben ginge und in welcher Form.“

 

Per heute haben wir hier in Bayern folgende Auflagen (und die bleiben auch noch eine ganze Weile):

  • Man darf Kontakt zu Angehörigen eines anderen Haushaltes haben oder auch enge Verwandte treffen.
  • Es muss überall dort ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, wo der Mindestabstand zwingend nicht eingehalten werden kann.
  • Die Gastronomie darf bis 22:00 geöffnet haben.
  • Hier gilt: An einem Tisch dürfen Personen aus zwei Hausständen zusammensitzen – ansonsten gilt der Mindestabstand von 1,50 Metern.
  • Gäste müssen ihren Namen und Adresse angeben und dürfen den Mundschutz nur am Tisch ablegen.
  • Eine Bewirtung erfolgt ausschließlich am Tisch. Es gibt Buffets nur als Bedienbuffets.
  • Es ist sicherzustellen, dass Besteck und Salz/Pfeffer u.ä. nicht von mehreren Personen berührt wird bzw. nicht berührt werden kann.
  • Viele der Gastronomien lassen Musik nur als Hintergrundmusik zu. Tanzschulen dürfen zwar ab dem 08.06.2020 wieder Unterrichtsstunden anbieten, aber nur solange diese entweder kontaktlos oder mit einem festen Tanzpartner stattfinden.

 

Und jetzt überlegen wir einfach mal weiter. Bei dem, äääääääääääääh naja, „Tempo“, das unsere Politik mit Lockerungen an den Tag legt und dass sie sich erst nach Pfingsten mal mit dem Thema der privaten Feiern, wie Hochzeiten oder Beisetzungen, beschäftigen wollen, wird es für mich definitiv im Juli noch keine andere Variante einer Hochzeitsfeier geben, wie gerade oben genannt.

 

Das bedeutet doch eine Hochzeit wie folgt:

  • Abstandsregelung
  • Mundschutz
  • Keine Umarmungen
  • Keine Gratulation mit Drücken
  • Kein Entgegennehmen von Geschenken
  • Kein Ringwarming
  • Keine Rituale bei einer Trauung
  • Exakte Sitzpläne für drinnen und draußen
  • Kein Tanzen mit FreundInnen
  • Daheimlassen der Risikopatienten
  • Evtl. Streichen von Gästen, da nur 50 Personen erlaubt sind derzeit

 

Ja, ich will endlich wieder Hochzeitsendorphine spüren. Ich bin echt Junkie in der Richtung mittlerweile. Ich will eine grandiose freie Trauung mit euch zelebrieren. Heiraten geht auch trotzdem in Zeiten von Corona.

Aber ich kann es verstehen, wenn jedes Brautpaar sagt „Nein, so will ich nicht heiraten!“

 

Auch aus diesem Grund und weil das Thema der privaten Feiern endlich bei der Politik auf den Tisch muss, haben wir eine Petition gestartet und wir würden uns unheimlich freuen, wenn ihr uns dafür eure Stimme gebt. Auch wenn ihr nicht mit jedem Punkt konform geht. Uns geht es in erster Linie darum, dass wir mit der Politik ins Gespräch kommen und man sich Gedanken macht, wie es funktionieren kann. Deswegen bitte unterzeichnen und am liebsten an all eure Gäste weiterleiten und eure Dienstleister. Gemeinsam sind wir stark. Ist das nicht auch der Slogan für Corona? #zusammensindwirstark

 

Petition für Hochzeiten während der Corona Pandemie

 

Unabhängig davon, dass ich da Mitinitiatorin bin, bin ich persönlich mittlerweile der Meinung, dass wir Mund-Nasen-Schutzmasken auch in Zukunft tragen werden und eine Abstandsregelung noch lange gelten wird. Heiraten wird anders werden, wie wir es jetzt kennen. Hoffentlich nur während Corona. Und die Feiern werden ebenfalls anders werden. Bald wird auch wieder getanzt, wie zu meinen Anfangszeiten in meiner Diskothek. Schön getrennt, schön auf Abstand. Bloß nicht einem zu nah kommen.

 

Ich weiß nicht, ob ich so heiraten wollen würde. Wenn ich denn mit andren Menschen eine große Sause feiern wollen würde. Denn ich (falls es wirklich einmal soweit kommen sollte) feiere am liebsten meine Liebe zu dem Menschen, den ich für immer an meiner Seite haben will – alleine, nur mit ihm. Und ne Party geht dann später immer noch. Egal wann.

 

Deswegen kann ich den Juli-Brautpaaren langsam nur empfehlen: fragt bei eurer Hochzeitslocation nach ein paar Alternativterminen, fragt, ob ihr problemlos verschieben könnt, nehmt am einfachsten mit einem Doodle (wer nicht weiß, was das ist, googelt bitte) all eure Dienstleister mit ins Boot und klärt mit all denjenigen Dienstleistern, die ihr wieder dabeihaben wollt, wann es bei Ihnen geht.

 

Denkt aber dran, dass auch wir Dienstleister bereits jetzt schon a) echt gut gebucht sind für 2021 und b) ganz viele Paare ihre Hochzeit nach 2021 verschoben haben (bei mir sind das bereits 16 Stück) und wir daher nicht mehr jeden Tag anbieten können. Das Thema habe ich aber schon mal auf meine Homepage vor einiger Zeit gepackt. Das könnt ihr gerne hier nachlesen: Corona Guideline

 

Aber allen Brautpaaren, die erst ab August heiraten, kann ich nur empfehlen: bleibt trotz allem positiv und flippt frühestens vier bis sechs Wochen vorher aus. Und dann fangt an, euch nach einem Alternativtermin – wie oben schon beschrieben – umzuschauen. Wir Dienstleister werden (ich denke, ich kann da auch für meine ganzen Kollegen aus dem Hochzeitsbereich sprechen) alles dafür tun, dass ihr eure geplante Traumhochzeit habt. Auch wenn sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt erst stattfindet. Aber das klappt halt nur, wenn ihr uns auch ein Stückweit entgegenkommt. Weder ihr, noch wir, können etwas für diese sch… Situation mit diesem Corona-Virus.

 

Trotzdem: es gibt definitiv zwei ganz positive Sachen an Corona. Zum einen: wenn ihr das gemeinsam durchgestanden habt, dann sehen wir uns vielleicht bei einer Eheerneuerung in 25 Jahren, wenn ich alt und tüttelig bin, denn dann kann euch nichts mehr auseinanderbringen. Und zum andren: Eure Liebe kann sich doch nicht von so nem doofen Virus aus der Ruhe bringen lassen. Ihr liebt euch nämlich und das 24/7.

 

Und gerade fällt mir noch was Positives ein: ihr könnt euren Kindern und Enkelkindern einmal erzählen, dass Heiraten im Jahr 2020 gar nicht so einfach und unbeschwert war, wie man es dachte. Und wenn ihr dann zurückdenkt, werdet ihr euch sagen „War doof, aber dann haben wir halt noch ein wenig gewartet und dann wurde es im Jahr drauf genau dieses Fest, was wir uns immer erträumt hatten. Unsere Liebe durfte einfach noch ein Jahr warten, bis es zum rauschenden Hohepunkt kam.“

 

Denn dazu will ich es als freie Traurednerin machen: Es soll der rauschende Höhepunkt eurer Liebe sein. Heiraten dann halt nach Corona hoffentlich.

Eure Michaela

 

PS: Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich normal Berge von Smilies einsetze beim Schreiben. Weil ich grinse und zwinkere und lache dabei. Aber diesmal habt ihr keinen einzigen Smilie in diesem gesamten Text. Weil mir eben nicht nach lachen zumute ist. Und nicht nach grinsen.