Ringe schmieden – (k)ein Hexenwerk?

Ringmaß beim Ringeschmieden - unterwegs mit "Die Hochzeiterin", Michaela Burch

Ich bin ja von Haus aus ein sehr neugieriger Mensch und so hat es mich schon eine ganze Weile interessiert, wie es ist, wenn man seine (Ehe-)Ringe selber schmiedet. Immer wieder wurde ich von ein paar ganz lieben Standnachbarn (http://runde-ringe.de/) auf den Messen innerlich daran erinnert, dass ich das ja schon lange mal ausprobieren wollte. Und dann kam auf einmal bei Groupon ein Angebot der Hobbygoldschmiede Oliver Kargus daher. Und ich habe mich in dem Moment entschieden, das jetzt wirklich einmal auszuprobieren.

 

Wollte ich doch schließlich auch meinen Brautpaaren sagen können, was und wie und ob das was Gescheites ist.

 

Nach dem Kauf des Gutscheins erzählte ich irgendwann zwei Arbeitskolleginnen ebenfalls davon und steckte sie damit an, so dass auch sie sich einen Gutschein kauften. Gestern war es dann soweit… 3 verrückte Hühner auf dem Weg nach Trudering in die Hobbygoldschmiede. Im Vorfeld suchten wir uns jeweils massig Bilder von Ringen aus dem Internet aus, die wir uns für uns vorstellen konnten. Und gleichzeitig bestätigten wir uns auch gestern im Auto auf der Fahrt noch, dass wir alle drei jeweils zwei linke Hände hätten und absolut unkreativ sind und handwerklich einfach das absolute Desaster hinterlassen. Und wir waren davon überzeugt, dass das jetzt ein absolutes Chaos wird.

 

Nun denn… kurz vor 14:00 Uhr angekommen und geklingelt. Wie wir reinkamen, saßen bereits 2 weitere Pärchen da, die ebenfalls Ringe schmieden wollten. Teils für sich selber, einer davon für seine Mama. Der erste Blick ging auf einen Tisch mit einem Kästchen mit lauter Ringen drin und dann auf die ganzen Ringmasse, mit denen man seine Ringgröße bestimmte.

Ordentlich versorgt mit Getränken ging es dann an die Vorarbeit: aussuchen, was für einen Ring man gerne heute machen wollen würde. Es gab zwei Varianten: Ringe zum Sofort-mit-nach-Hause-nehmen und Ringe, die Gravuren hatten oder einen Stein drin, die von den Goldschmieden jeweils fertig gemacht werden und die man zu einem späteren Zeitpunkt abholen kann. Also nix mit unsren ganzen im Vorfeld ausgesuchten und auf dem Handy gespeicherten Ringen. Aber das war auch völlig egal.

 

Jede von uns entschied sich für einen unterschiedlichen Ring und nachdem jeder von uns Teilnehmern sich für „seinen“ Ring entschieden hatte, wurde die passende Länge eines Silberstreifens abgeschnitten von den Goldschmieden und uns hingelegt.

 

Und daraus soll dann irgendwann mal ein Ring werden? Ok, jetzt geht’s ans Werk. Da wir sieben Personen waren und damit irgendwie einer mehr, wie sonst üblich, hatten wir auch zwei Goldschmiedinnen bei uns, die halfen, zur Hand gingen und mit Rat und Tat zur Seite standen. Als erstes wurde erklärt, was jetzt so alles passiert, was gemacht wird und dass unser Ring definitiv anfangs kein Ring sein wird, sondern eher eine rotzhässliche Kartoffel. Heee…  ich wollte schon was Schönes haben und nicht sowas. Na, da war ich ja mehr wie gespannt.

 

Als Erstes wurden die Silberstreifen in einen Schraubstock gespannt und mittels eines konischen Ringstabs und eines Gummihammers so lange bearbeitet, bis sie so etwas ähnliches wie ein U zeigten.

Dann wurde neu eingespannt und beide offenen Enden sollten auf einer Höhe sein. Dann wurde wieder gehämmert und immer der Ringstab zum Runden und Halten dabei. Langsam, aber sicher kommen sich dann die beiden Enden näher. Es wird gehämmert bis zum Umfallen… Nein, natürlich nicht, sondern so lange, bis sich beide Enden absolut nahtlos aneinanderfügen. Dann wird ausgespannt und man blickt verzückt und ein wenig erstaunt auf….

… die Kartoffel.

 

Jetzt waren die Goldschmiedinnen dran, denn sie sägten unsere Ringe genau an der gerade zusammengeklopften Stelle wieder auseinander. Menno… jetzt machen sie den Ring äh die Kartoffel wieder kaputt. Aber da rein soll ja schließlich jetzt die Lötmasse und die Enden für immer miteinander fest verbinden.

 

Also ran an den Creme Brulee-Brenner. Erst wurde rund um die Lötstelle eine gelbliche Masse mit Pinsel aufgetragen, dann schnitt die Goldschmiedin einen passend langen Streifen der Lötmasse ab und wir packten diesen mit einer Pinzette passgenau an die Stelle, wo er hingehörte. Und dann wurde der Creme Brulee-Brenner von 2 Personen gezündet. Heiß musste der gesamte Ring werden, bis irgendwann nach kurzer Zeit das Kommando kam „Weg“. Also ausmachen und den Ring mit Pinzette packen und ins Wasser zum Abkühlen geben. Fast wie Silvester beim Bleigießen ;-)

 

Jetzt sah die Kartoffel noch greisliger aus, wie vorher. Aber nun kamen sie erst einmal in ein Säurebad und danach ins Wasser zum Abspülen der Säure. Auf einmal waren sie schon mal ganz hell. Und jetzt durfte es an die eigentliche Arbeit geht. Die Kartoffel sollte ja schließlich irgendwann auch einmal rund werden. Jetzt wurde die Kartoffel auf den konischen Ringstab gesteckt so weit es ging und wieder mit dem Gummihammer bearbeitet. Dabei immer wieder gedreht, runtergenommen, die Seite gedreht, damit er nicht immer nur unten oder eben oben behauen wurde, sondern komplett. So lange bis der Ring entweder riss, wie bei mir und dann neu verlötet wurde. Oder eben so lange, bis er so nach und nach eine komplett runde Form annahm. Innen wurde er dabei auch komplett glatt und glänzend.

 

Nachdem er wirklich kreisrund war, wurden die Kanten durch die Goldschmiedinnen beschlagen. Und jetzt ging es ans Schleifen der Innenseite. Hier mussten die ganzen Fahrer, Kanten, Kratzer raus. Feinarbeit wie bei der Nähmaschine mit einem Fußpedal.

 

Ich hatte mich dann für einen viereckigen Ring entschieden, als wurde vor dem Schleifen mein Ring noch auf einem Viereckstab eckig geschlagen und erst dann geschliffen. Da ich von Haus aus einen Silberstreifen mit Wölbungen hatte und keinen glatten, musste ich dann nur noch den Ring mit einer Polierpaste außen polieren.

Damit war mein Ring schon fertig :-) Und auch Annette war mit ihrem Ring schon kurz nach mir fertig, obwohl er deutlich dicker und für mich gefühlt aufwendiger war. Bei ihm wurde allerdings das Silber an den Außenseiten noch angeschmolzen für eine besondere Optik.

 

Sandra hatte sich entschieden, dass ihr Ring insgesamt matt sein sollte, mit einem kleinen glänzenden Streifen drin. Also musste sie ihn erst einmal mit einem Diamantschwamm aufrauen und dann an einer Maschine an der Stelle, die glänzend werden sollte (die vorher markiert und mit einer Säge an den richtigen Stellen eingeschnitten wurde), polieren. Dann wurde genau an der Kante, die vorher mit der Säge eingeschnitten wurde, mit einem Aluklebeband abgeklebt und die raue Oberfläche noch einmal mit dem Diamantschwamm aufgeraut. Dann wurde das Klebeband auf die andre Seite der glänzenden Seite geklebt (also jeweils immer drüber, damit man ja nicht das Glänzende wieder aufraut) und auch daneben wieder aufgeraut. Fertig war auch der dritte Ring von uns :-) Um kurz vor 18 Uhr waren wir drei alle mehr wie begeistert, von unseren Kunstwerken. Und überlegten schon fast, was wir beim nächsten Mal machen…

 

Jetzt wurde nur noch abgerechnet, denn das Silber (in unserem Fall) kostet ja nun auch einmal Geld. Mein Material kostete knapp 50 Euro, die Ringe von Annette und Sandra knapp 65 Euro jeweils. Aber die waren ja auch viel dicker. Zusammen mit dem Gutschein also zwischen 100 und 120 Euro in etwa. Sicher teurer, wie die maschinellen Ringe, die man überall kaufen kann, aber dafür gibt es den Ring nur ein einziges Mal genau so, wie er jetzt ist…  MEINER :-)

 

Fazit: lustig wars, schön wars und die selbstgemachten Ringe sind einfach toll :-) Und sogar wir drei mit den jeweils zwei linken Händen haben das locker hinbekommen. Manchmal nur mit Hilfe der Goldschmiedinnen, aber die beiden waren supernett und kompetent.

 

Wie wir gegangen sind, kam gerade ein Brautpaar, das sich seine Eheringe schmieden wollte an dem Abend. Besonders schön und romantisch finde ich es bei den Eheringen, dass die Braut den Ring des Bräutigams macht und der Bräutigam den Ring der Braut.

 

Hier in München und Umgebung sind mir damit jetzt 3 Ringschmieden bekannt, die das Selbermachen von (Ehe-)Ringen anbieten und das sind:

https://www.hobbygoldschmiede.de/de/standorte/hobbygoldschmiede-muenchen

http://runde-ringe.de/

https://meisterbiehl.de/

 

Kennengelernt habe ich alle der Genannten, auch wenn ich jetzt halt bei der Hobbygoldschmiede auf Grund des Gutscheins gelandet bin. Aber empfehlen kann ich ebenfalls alle drei.

 

Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, selber eure (Ehe-)Ringe zu schmieden, dann freue ich mich. Gerne dürft ihr auch einen Kommentar dazu hinterlassen.