Also normal kennt ihr ja Blogposts nur dann von mir, wenn ich ganz wertvolle Tipps für euch Brautpaare habe. Dieses Mal ist es aber ein klein wenig anders, denn ich möchte heute einmal von mir und meinem Job als Traurednerin erzählen. Ich bin mir sicher, dass auch ihr euch heimlich wünscht, dass euer Trauredner oder eure Traurednerin sich weiterbildet, etwas Neues in den Kopf bringt, neue Ideen hat. Deswegen geht es heute um meine Weiterbildung beim Traurednertreff, kurz Rednertreff2018.
Ja, wir (also die meisten von uns Traurednern oder Traurednerinnen) sind unheimlich kreative Köpfe, aber irgendwann fehlt auch uns so die eine oder andre Idee. Aber wichtig ist ja nicht, dass man alles weiß, sondern dass man weiß, wo man nachschauen kann oder wen man fragen kann. Und weil Trauredner und Traurednerinnen sich nicht unbedingt kennen, wurde das im November 2016 mit dem ersten Rednertreffen geändert. Man traf sich zum Weiterbilden, Netzwerken, Austauschen.
Und dieses vergangene Wochenende war es wieder einmal soweit :-) Eine Horde von 34 Traurednerinnen traf sich im Schloss Buchenau zum erneuten Austausch und zur Diskussion und zum Lernen voneinander – es ging zum Rednertreff2018.
Ihr fragt euch jetzt sicher „Was kann man da auf dem Rednertreff 2018 schon lernen?“. Wir hatten echt ein straffes Programm, was uns die liebe Karo da zusammengeschustert hatte.
Freitag morgens kurz nach halb 8 setzte ich mich in mein Auto und fuhr über den Ammersee nach Jettingen und dann weiter nach Kirchheim Teck, um meine lieben Traurednerkolleginnen Brigitte, Tanja, Nadine und Marion aufzugabeln. Und dann ging es mit „Lichtgeschwindigkeit“ weiter ins Schloss Buchenau, wo wir kurz vor 4 aufgeschlagen sind. Allein das Ambiente des Schlosses von 1611 war schon irgendwie beeindruckend. Einen schöneren Platz hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt gar nicht aussuchen können für unser Rednertreff2018.
Ok und wie dann alle 34 Traurednerkolleginnen und unsere Fotografin Stephanie, die uns das ganze Wochenende begleitete, in der riesigen Schlosshalle saßen, gings los mit der vollen Dröhnung. Denn wir Trauredner sind es gewohnt laut zu reden und ja, #wirsindlaut und ja, wir sind alle Alphaweiber, denn sonst könnten wir uns nicht vorne vor alle Gäste hinstellen und eure Trauungen halten. Dazu muss man schon ein bisschen präsenter sein. Gleich nach der Begrüssung und der Vorstellungsrunde zum Rednertreff2018 ging es mit der ersten geführten Diskussionsrunde los, bei der wir wieder einmal fragten, wie wir es schaffen, dass unser Berufsbild „Trauredner“ gesehen und akzeptiert wird. Immer wieder gibt es Brautpaare, die Onkel, Tante, Freunde fragen, ob sie nicht ihre freie Trauung halten könnten. Weil sie eben denken, dass es gar nicht persönlicher sein kann, als wenn die Zeremonie von engen Freunde oder der Verwandschaft gehalten wird. Und weil es eben ja soooo viel günstiger ist. Klar ist es das, aber mein Auto lass ich auch nicht vom Bäcker reparieren.
Danach gings zum Abendessen und zum gemütlichen Ratschen, Austauschen, Diskutieren mit dem einen oder andren Drink. Das geht auch ohne betriebene Hotelbar, man muss sich einfach nur zu helfen wissen oder eine Traurednerin mit Weinvertrieb dabei haben. Danke Claudia für den leckeren Rotwein und den Secco :-) Das war der eine kleine lukulische Punkt vom Rednertreff2018, abgesehen vom wirklich tollen Essen mit unheimlich viel vegetarischem bzw. veganen Essen. Endlich mal nicht nur Fleisch, was einen nach einem Essen nur noch träger macht.
Nach einer mehr oder minder kurzen Nacht und einem guten Frühstück ging es morgens um 9 Uhr los mit dem vollgepackten Tag 2 vom Rednertreff2018. SEO ist für die meisten von uns so ein gar gruseliges Thema, dabei wollen wir alle auch im Internet mit unserer Homepage gefunden werden. Also gibt es unheimlich viel Input fürs Richtig-machen von Bea. Weiter ging es mit „Was dürfen und können eigentlich Standesämter und Standesbeamte?“ Glücklicherweise hatten wir ja Brigitte und Marion dabei, die beide im Hauptberuf Standesbeamte sind. Input von vorderster Front sozusagen. Weiter ging es mit dem Thema von Anna, die uns mal zeigte, wie man auch ein Kennenlerngespräch führen kann. Auch wenn hier schon deutlich wurde, dass wir Trauredner alle anders sind und anders ticken. Denn viele konnten oder wollten nicht ihrem Weg verstehen. Aber mal ehrlich? Ich bin heilfroh, dass wir TraurednerInnen auch hier alle individuell sind. Ich muss mangels Zeit gar nicht darüber nachdenken (wollen), ob ich Kennenlerngespräche über 2 Stunden machen – außer ich will es und wir verratschen uns – und dabei bereits die ersten Notizen mache oder ob ich es eben so belasse, wie ich es derzeit handhabe. Aber allein mal etwas im Kopf anders verrückt zu werden, ist doch toll.
Uff, kurz vor der Mittagspause ging es dann hoch her. Diskutierten wir doch alle miteinander über das Thema Preisgestaltung unserer Zeremonien. Saßen doch in unserer illustren Runde Rednerinnen mit einer Preisspanne von 800 Euro bis 2.100 Euro. Und zum ersten Mal wurde ganz ehrlich darüber mal nachgerechnet, ob wir eigentlich einen gerechten Preis für unsere Arbeit erhalten oder ob wir uns nur selber begrenzen, indem wir sagen „Ich als Braut wäre nicht bereit so viel Geld für eine freie Trauung auszugeben.“ Und da danke ich Friederike für einen ganz wichtigen Satz „Denkt nicht für eure Brautpaare.“ Ja, ich bin überzeugt, dass ihr das alle selber macht und für euch entscheidet, was ihr bereit seid für eure Zeremonie zu zahlen. Nachdem wir feststellten, dass wir (wenn wir davon wirklich leben wollen und sehr viele von uns wollen aus tiefstem Herzen heraus am liebsten nur noch freie Trauungen anbieten) a) ein Luxusgut anbieten und b) um selbstständig davon leben zu können, mindestens 90.000 Euro brutto im Jahr vor jeglichen Steuern verdienen müssten. Da wir alle irgendwas zwischen 25 und 35 Stunden Arbeit mit jeder Trauung haben und auf Grund der Hochzeitssaison von Mai bis Oktober nur irgendwie um die 30 Trauungen halten können, würde das realistischerweise bedeuten, dass wir ca. 3-4.000 Euro brutto pro Trauung nehmen müssten, um erstens gleich viel zu verdienen, wie jeder andre Handwerker oder Automechaniker und zweitens auch davon leben zu können, da als Selbständiger keine Sozialleistungen wie Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeitslosengeld, Rente usw. gezahlt werden. Dafür müssen wir selber vorsorgen. Aber keine Sorge, ich werde auch in Zukunft keine 3.000 Euro pro Trauung verlangen, aber die Diskussion hat immerhin dafür gesorgt, dass ich darüber nachgedacht habe, was ich mir selber wert bin. Und ganz ehrlich, ich bin mir selber verdammt viel wert :-)
Nach einem gemütlichen Mittagessen ging es gleich weiter mit Tipps von Hochzeitsplanerin und Traurednerin Jenny. Sie erzählte uns u.a., dass wir auch die kommende Saison noch mit Boho und Vintage zu tun haben werden. Und welche weiteren Trends es für die Hochzeiten und damit auch für die Deko eurer Trauorte gibt. Auch wenn ich einen Birkentraubogen habe, den ich vermiete, freue ich mich immer wieder, wenn auch die Orte, an denen ich meine Brautpaare „verheiraten“ darf, mal anders aussehen. Seid einfach individuell auch hier und nicht nur Mainstream. Dann ging es endlich weiter mit einem Thema, wo wir alle immer drauf hinfiebern. Dieses Mal erzählte uns Diana etwas über Ritualideen. Weil auch unsere Kreativität ist ab und an mal ausgeschöpft und dann ist es klasse, wenn einem ein anderer Trauredner mal einen Schubs in eine andere Denkrichtung gibt und man mit anderen Blickwinkeln gleich wieder auf Ideen kommt. Weiter ging es danach mit unseren Sängerinnen Eva, Tanja und Mery und unserer Logopädin Antonia beim Thema Stimmbildung. Ich hatte mich entschieden mit anzuhören, was ich bei Erkältung machen kann und durfte eben zum ersten Mal live das Lax vox kennenlernen. Richtig coole Geschichte.
Weiter gings mit den Überlegungen zu „Einzelkämpfer oder Mitarbeiter“. Ich hab mir die Fragen auch schon alle gestellt, die hier aufkamen. Will ich meine Konkurrenz ausbilden? Fahren die mir irgendwann ans Bein? Wie bezahle ich sie anständig oder überhaupt? Wie muss ich das machen, damit auch ich abgesichert bin? Was will ich damit eigentlich alles erreichen? Nur Krankheitsvertretung oder größere Reichweite oder doch nur Abgreifen von mehr Trauungen? Ich für meinen Teil möchte mit meinen beiden Kolleginnen Carolin und Marion (https://diehochzeiterin.com/rednerinnen-team/) alles – ich möchte jemanden haben, der notfalls einspringen kann, wenn mein Körper schlapp macht oder doch etwas unvorhergesehenes passiert und ich möchte mehr Trauungen insgesamt halten können und damit natürlich auf Grund von den jeweiligen Wohnsitzen auch die Reichweite erweitern. Ich bin froh, dass ich beide Mädels habe. Auch wenn ich mir damit für die Zukunft meine Mitbewerber ausgebildet habe. Denn Konkurrenz gibt es keine für mich. Jeder von uns Traurednern bekommt die Kunden und Brautpaare, die er verdient.
Lina erzählte uns dann was von Begrüßungspaketen und warum sie das tut. Die Ideen sind gut und toll, auch wenn ich für mich entschieden habe, dass ich das weder will, noch brauche für meine Brautpaare. Aber ohne den Vortrag hätte ich nie darüber nachgedacht. Nina beendete dann den Abend, an dem uns eh schon das Hirn schwirrte, mit dem Thema „frei sprechen“. Wow, ziehe ich vor ihr den Hut. Keinen Zettel in der Hand und alles aus dem Kopf. Diese Kollegen und Kolleginnen bewundere ich aus tiefstem Herzen. Aber wer weiß, was ich in ein paar Jahren mache – vielleicht ist das dann völlig normal auch bei mir. Auch wenn ich mir das alles noch nicht vorstellen kann.
Nach dem Abendessen musste dann das eine oder andre Glaserl Alkohol her, damit der Kopf mal zur Ruhe kam.
Wie sehr ich dann doch die Ruhe und die Stille vermisst habe an diesem Wochenende. 34 Rednerinnen haben einfach eine Lautstärke, die kaum auszuhalten ist. Und doch meinte gestern der Schlossherr beim Check-Out „Och, Sie waren doch eine nette Gruppe. Das ging schon mit der Lautstärke.“ Ich hoffe ja eigentlich nur, dass das wirklich ehrlich war ;-)
Aber auch am Sonntag wurde gearbeitet – es ging mit Nadine um Facebook-Seiten von unseren Unternehmen. Auch wenn nicht alle unsere Brautpaare uns über Facebook suchen und finden. Aber trotzdem sollten wir halt was für unseren Namen, also die Marke jeweils, machen. Puh… so viel mache ich da noch nicht wirklich richtig. Aber irgendwann muss man halt damit beginnen – und das ist JETZT. Na ja, also nicht zwingend Montags morgens um kurz nach 4. Auch wenn ich grad meinen Kopf leeren musste von dem Wochenede und es nicht einfacher ging, wie mit diesem Blogbeitrag.
Danach kam ein Thema, was mich selber immer wieder antriggert und ich es sicher noch deutlicher, wie jetzt schon, anbieten werde – freie TRAUERfeiern. Also freie Beerdigungen. Aber nicht jeder Trauredner kann das auch. Ich durfte das ja schon ein paar Mal machen und ich bin überzeugt davon, dass ich das auch kann. Und stay tuned… da tut sich dieses Jahr (auch ohne Janinas Vortrag) eh noch was in diese Richtung. An der Homepage wird schon gebastelt.
Und dann kam die Stunde der Wahrheit für uns Orgateam (hier möchte ich noch einmal ganz herzlich Danke sagen an Kathrin, Karo, Heike und Mirjam, die mit mir dieses Mal das Treffen organisiert und geplant haben) – es ging um die Rückmeldungen zu Programm und Orga. So wie es auch mir ging, ging es den meisten andren auch: wir waren schlichtweg begeistert. Aber doch hab ich als Hochzeitsplanerin wieder festgestellt, dass man nicht an alles denkt – so hab ich durchaus vergessen, dass eine von uns nicht gut bei Fuß ist und es kaum in den ersten Stock zum Essen schaffte. Also wirds das nächste Mal halt barrierefrei oder hat nen Aufzug. Und wir werden auch das nächste Mal die Zuständigkeiten von Anfang an trennen. Aber auch wir waren dort zum lernen…
Mit vollem Bauch und vollem Hirn machten wir uns dann wieder zu fünft auf den Heimweg. Da war es immer noch so beschwingt im Auto, dass es sch… egal war, dass ich wegen Geschwindigkeit geblitzt wurde und wir uns 2x um ne Ausfahrt vertan haben. Aber ich bin ganz, ganz ehrlich – ich war dann doch froh, wie ich um halb 9 abends dann endlich die letzten 65 km alleine im Auto saß und endlich die Stille geniessen konnte.
Aber trotzdem hoffe ich schon jetzt, dass es nicht mehr allzulang bis zum nächsten Rednertreff dauert – so viel Input bekomme ich eben doch nicht häufig.
Und daher noch einmal Danke an alle, die meinen Kopf wieder zum Denken angeregt haben, die mich geschubst und gedreht haben, mir Input und Antworten gegeben haben, die mich bestärken und mir ehrlich Feedback geben. Ich bin froh, solche Kolleginnen zu haben – wir sind eben keine Konkurrenz, sondern Kollegen und Freunde. Und ja, wir sind laut und wir sind bunt und wir sind individuell – aber wir sind definitv eines: wir sind einfach Trauredner. Danke Rednertreff2018 für all die Themen und Menschen, die es zu dem gemacht haben, das es war <3
In diesem Sinne eine wunderschöne Woche euch allen…