Platons Kugelmenschen – eine Liebesgeschichte für eure freie Trauung

Eine Liebesgeschichte für eine freie Trauung

Kennt ihr den Mythos oder die Fabel von Platons Kugelhäften bzw. den Kugelmenschen? Nein? Dann möchte ich euch gern beide Versionen erzählen, denn sie sind beide für sich getrennt jeweils für mich die schönste Liebesgeschichte, die man bei einer freien Trauung erzählen kann.

 

Und da ich in zwei Wochen ein Brautpaar habe, die sich so lange gesucht haben (9 Jahre dauerte das Suchen und Finden und Verlieren und wieder Suchen und Finden usw.) und die sich so ideal ergänzen, war es klar, dass ich bei ihrer Trauung genau diese Fabel von den Kugelmenschen erzählen werde.

 

Platons Mythos der Zwei Kugelhälften:

„Als das Leben am Anfang stand, fielen unzählige Kugeln auf die Erde. Bei ihrem Aufprall zersprangen sie in zwei Hälften. Uneben und frei auseinander geteilt symbolisieren sie die unterschiedlichen Charaktere zweier Menschen. Doch jede dieser auch noch so verschiedenen Halbkugeln ist für ein Gegenstück bestimmt, so wie auch zwei Menschen füreinander bestimmt sind.

Wir alle sind auf der Suche nach unserer anderen Hälfte, eben nach der anderen halben Kugel. Wenn ihr glaubt, ihr habt Eure andere Hälfte gefunden, dann werdet ihr feststellen, dass die beiden halben Kugeln oft nur an einer einzigen kleinen Stelle passen, was Ihr durch sorgfältiges Drehen und Probieren herausfinden könnt. Es ist ganz natürlich, dass es am Anfang hakt und hängen bleibt. Aber genau das macht Sinn – denn: nicht alles kann von vornherein passen und übereinstimmen.

Nun müssen beide an ihrer halben Kugel arbeiten, schleifen und feilen. Nur langsam und in kleinen Schritten ebnet sich dieser kantige Bruch durch das Geben und Nehmen in der Liebe.

Nach einiger Zeit, wenn sich beide Hälften abgeschliffen haben, lassen sie sich fast reibungslos zu einer Kugel formen. Aber eben nur fast, genau passen – wie am Anfang unserer Zeit – darf es nie, sonst verliert man seine Persönlichkeit und das, was den Menschen an Eurer Seite ausmacht.

Jedoch eines vergesst nie: Ihr sollt nicht an der anderen, sondern stets an der eigenen Hälfte feilen.“

 

Platons Fabel von den Kugelmenschen:

„Es war in alten Zeiten, da war die Beschaffenheit der Menschen eine andere. Damals waren die Menschen kugelförmig mit zwei Gesichtern und jeweils vier Armen und vier Beinen. Sie waren von großer Kraft und großer Stärke und sie waren so vollkommen, dass sie die glücklichsten und freundlichsten Wesen auf Erden waren.

Doch dies erregte bei Zeus und den anderen Göttern Neid und Missfallen, fürchteten sie doch, dass ihnen die Menschen zu ähnlich seien und sie ihnen deshalb nicht mehr die gebührende Verehrung zuteilwerden ließen. So berieten sie, was sie mit den Menschen anfangen sollten. Lange wussten sie sich keinen Rat, denn sie wollten die Menschen nicht töten und zugrunde richten. Nach langen Überlegungen sprach Zeus: „Ich glaube, einen Weg gefunden zu haben, wie die Menschen erhalten bleiben können, wie sie aber gehindert werden, uns zu ähnlich zu sein. Ich will jeden von Ihnen in zwei Hälften zerschneiden und sie so schwächen. So werden sie als schwache Menschen uns lieben und uns verehren.“

So wurden die Menschen zusammen gerufen, indem die Götter ihnen ein neues, großes Abenteuer versprachen. Stattdessen aber schleuderte Zeus Blitze vom Himmel, die jeden Menschen in zwei Hälften zerschnitten. Und damit sich die zusammengehörigen Hälften nicht wieder zusammentun konnten, zerstreuten die Götter die Menschen überdies über die ganze Erde.

Als nun so ihre Körper in zwei Teile zerschnitten waren, da sehnte sich jede Hälfte mit unendlichem Verlangen nach ihrer anderen Hälfte. Zu spät erkannten die Götter, dass sie aus Selbstsucht großes Leid unter die Menschen gebracht hatten. Und so gelobten sie, dass sich zwei zueinander gehörige Kugelhälften wieder untrennbar vereinen dürften, wenn sie einander gefunden hätten.

So sucht seit damals jeder Mensch den zu ihm gehörenden Menschen, um sich mit ihm wieder zu verbinden. Seit so langer Zeit ist demnach die Liebe zueinander den Menschen eingeboren. Sie ist die Kraft, die den Menschen nach seiner anderen Hälfte suchen lässt. Durch die Liebe erkennt er den Menschen, der zu ihm gehört. Und die Liebe macht aus den zweien wieder eins. So kommt es, dass sich immer wieder zwei zueinander gehörende Menschen wiederfinden und sich glücklich vereinen. Und wenn sich ein Kugelmensch so wiedergefunden hat, kann ihn nichts mehr wieder auseinanderreißen.“

 

Und warum liebe ich diese Geschichte in beiden Varianten so? Weil in jedem von uns eine unstillbare Sehnsucht nach der andren Hälfte schlummert. Und jeder von uns auf der Suche ist nach seiner zweiten Hälfte, nach eben seinem Seelenverwandten. Und wenn wir diesen dann gefunden habt, dann erfüllt es jeden von uns mit Liebe und dem Gefühl endlich „Eins“ zu sein, zu Hause angekommen zu sein und sich geliebt zu fühlen. Das ist doch das größte Glück, was uns passieren kann oder nicht?

 

Aber ich bin auch bekannt dafür, dass ich gerne mit meinen Brautpaaren auch ein Ritual zur Trauung mache. Und dafür war ich auf der Suche. Und ich bin fündig geworden mit den ganz wunderbaren Kugelhälften von www.hochzeitskugel.com. 

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Jetzt überlegt ihr sicher, was ich denn mit diesen Kugeln vorhabe? Eigentlich ganz schrecklich einfach, denn ich werde beim Erzählen des Anfangs die Holzkugel fallen lassen, dabei springt sie auseinander. Und kurz vor dem Ja-Wort werde ich jeweils eine Kugelhälfte der Braut geben und die andere dem Bräutigam. Beide dürfen nun dann ihre eigene Hälfte signieren mit ihrem Namen. Und dann dürfen sie beide die Kugel durch Drehen und Wenden zusammenfügen und letztlich allen Gästen zeigen, dass sie als Paar eben doch eine Einheit sind, auch mit der einen oder andren abgesplitterten Ecke oder den Furchen darin, die jede Hälfte unverwechselbar macht.

 

Ringkugel bei der freien Trauung von "Die Hochzeiterin"
Fotocredit: https://alessandro-podo.de/

 

Gefällt euch diese Geschichte? Wollt ihr sie in eure Trauung einbauen? Dann freue ich mich, wenn ihr mich als freie Traurednerin ansprecht, denn gerne erzähle ich diese wunderschöne Liebesgeschichte auch bei eurer freien Trauung.