Die freie Trauung von Angela und Salvatore

Platons Kugelhälften bei einer freien Trauung in München

Am 07.05.2017 schaute ich morgens aus dem Fenster und stellte fest, dass es wohl leider eine verregnete Hochzeit werden würde. Aber egal, geheiratet wird trotzdem :-) Sagt doch ein italienisches Sprichwort „Sposa bagnata, sposa fortunata.“ Das bedeutet übersetzt: nasse Braut, glückliche Braut. Also sind wir froh, dass es regnet. Denn Regen bringt Glück. Und schließlich ist der Bräutigam Italiener und beide zieht es auch dauernd in seine alte Heimat. Passt also.

Sposa bagnata, sposa fortunata
Sposa bagnata, sposa fortunata

Aber das „La Divino“ in München hatte für einen Pavillon gesorgt. Auch wenn es in diesem dann doch ein klein wenig enger und kälter war – aber so kommen sich die Gäste wenigstens auch einmal nah und vermischen sich ;-) Getraut wurde nämlich im kleinen Biergarten vom Restaurant.

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Das Brautpaar kennt sich schon seit gut 20 Jahren, aber beide fanden erst vor ca. 12 Jahren richtig zusammen. Stellten sie doch beide fest, dass sie eins waren… beide verschieden und doch zusammengehörig. Also gab es für mich nur eine einzige passende Geschichte für dieses Paar: Der Mythos von Platons Kugelmenschen. Diese Geschichte war scheinbar nur für die beiden geschrieben worden. Und so bekamen beide ihre eigene Kugelhälfte. Als Kugel selber beherrbergen sie die Ringe.

Ringkugel bei der freien Trauung von "Die Hochzeiterin"
Ringkugel bei der freien Trauung von „Die Hochzeiterin“

Dieser Teil der Rede lautete: „Die Kugel in meinen Händen sieht komplett perfekt aus. Aber eigentlich ist sie es nicht. Die eine oder andre Furche oder die verschiedenen Maserungen kann man sehen und auch Unebenheiten fühlen. Und trotzdem verbirgt sie etwas Wunderschönes und Wichtiges in ihrer Mitte. Und sie ist aus einem ganz besonderen Holz. Was könnte zu einem Italiener und einer in Italien verliebten Deutschen, die beide gerne kochen und gut essen, besser passen wie Olivenholz? Olivenbäume stehen für die Gabe, Dinge gelassen zu sehen und zeichnen sich durch Langlebigkeit aus – Eigenschaften, die man einem frisch vermählten Paar für die gemeinsame Zukunft gerne mit auf den Weg geben möchte. Der Olivenbaum soll als Symbol für eine ausgeglichene Partnerschaft stehen, in der sich das Paar in guten wie in schlechten Zeiten liebt, achtet und ehrt.“

Beide individualisierten ihre Hälfte und verbanden diese letztlich wieder zu einer Kugel.

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Und dann wurde es noch einmal richtig emotional, denn „Besonders schön finde ich eure Entscheidung, dass irgendwann am Ende eures Lebens die jeweils andere Hälfte der Kugel mit ins Grab kommt und der länger Lebende die Kugelhälfte seines Partners behält. So werdet ihr nie mehr getrennt. Genau so wie die Götter es damals entschieden hatten, als sie gelobten, dass sich zwei zueinander gehörige Kugelhälften wieder untrennbar vereinen dürften, wenn sie einander gefunden hätten.“

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Liebe Angela und lieber Salvatore, ich wünsche euch noch so schrecklich viel Zeit, in der eure Kugel als ein Stück durch Deutschland und Apulien rollt. Beweist allen, zu was Kugelmenschen fähig sind, wenn sie ihre zweite Hälfte gefunden haben.

Und wie schrieb Angela mir letzte Woche? „Du warst so toll und hast es echt gut gemacht! Auch von all unseren Freunden nur positives Feedback! Falls ich jemals nochmal heiraten sollte, dann nur mit dir!“ Wie wäre es zum Zehnjährigen? Da hätte ich noch nix vor :-)

Vielen lieben Dank an Alessandro Podo für die vielen schönen Fotos dieser Hochzeit.